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Sonntag, 6. September 2015

/Kolumne/ Seitengeraschel & Literaturperlen


Heute möchte ich euch einen kleinen Einblick in meine Büchersammlung bieten.  
Wie einige von Euch bereits wissen, studiere ich drei Sprachen, daher besitze ich unglaublich viele Bücher und kann mich nur schwer von meinen Schätzen trennen. Im Laufe der Jahre tummeln sich bei mir mittlerweile an die 500 Bücher, die allen möglichen Genres zuzuordnen sind. Man findet von Kafka, Shakespeare über Stephen King hin zu Barbara Kingsolver so ziemlich alles in meinem Regal. Letztens habe ich meinen Literaturperlen sogar einen Text gewidmet, den findet ihr hier. 
Ich möchte mit Euch gerne meinen Leidenschaft teilen und euch nun alle paar Wochen einen kleinen Einblick in meine Lieblingsbücher geben, euch teilhaben lassen an einer wundervollen Welt voller Seitengeraschel und Literaturperlen.


Die neueste Anschaffung ist ein zweibändiges Werk vom Johann Peter Eckermann, Gespräche mit Goethe, aus dem Jahre 1908. Ich stöbere unglaublich gerne in alten Antiquariaten, durchwühle Schallplatten und halte voller Ehrfurcht Bücher in den Händen. Fotografie ist ebenfalls eine wunderbare Art von Kunst, man hält einen Augenblick fest. Einen kurzen Moment. Und wenn man alte Fotos aus dem 20. Jahrhundert betrachtet, sieht man wie sich die Welt wandelt. Literatur hat denselben Einfluss, man nimmt jemanden mit auf eine Reise in eine andere Art von Realität.



Mein momentanes Lieblingsbuch heißt "Hausbuch der deutschen Lyrik" von Ferdinand Avenarius (1904) , in dem sich unglaublich viele tolle Gedichte und Balladen finden lassen. Es ist nicht nur das Gefühl einen Gegenstand in den Händen zu halten, der mehr erlebt hat und so lange Zeit "unterwegs" war, sondern auch die Ehrfurcht und den demütigen Moment, dass wir Menschen nur eine kurze Zeit auf der Erde weilen. Dass uns Geschichten und Realitäten überleben und von Generation zu Generation weitergeleitet werden, dass sie nicht vergänglich sind. 

Mein momentanes (ich sage vorsichtig "momentan", weil jeder Literaturbegeisterte weiß, wie schwer es ist, sich auf einen bestimmten Text zu beschränken) Lieblingsgedicht ist aus eben dieser Ausgabe. 

An den Mond

Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz; 
Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh- und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud' und Schmerz
In der Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd' ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuß
Und die Treue so.
Ich besaß es doch einmal,
was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!
Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!
Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.
Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt, 
Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.
/ Goethe.  



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