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Samstag, 26. September 2015

Lebensbande


Das Licht der Freundschaft,
malt zarte Regenbogen
durch die graue Zeit. 
Es fließt durch Raum und Zeit,
kennt kein Hindernis. 

Zufluchtsort. 
Geborgenheit. 
Zuhause,
so fühlt es sich an. 
Nach Vertrauen, 
denn zwischen den verschlüsselten
Zeilen, steht das Geheimnis,
was wir hüten. 

Freundschaft.

Ohne dich kein wir. 
Halt der Welt,
Zusammenhalt.
Das Licht der Freundschaft,
es durchbricht die grauesten
Momente. 

Unser Lachen hallt in meinem
Herz und das Echo setzt
sich in meine Seele, 
dort wo die zweite Hälfte fehlt. 

Du und ich.
Wir sind. 
Unbeschreiblich.

Das Licht der Freundschaft,
malt zarte Regenbogen
durch die graue Zeit. 
Es fließt durch Raum und Zeit,
kennt kein Hindernis.

Komm, wir wollen uns verneigen
an diesem uns so sehr vertrauten Ort,
wollen uns voreinander verneigen, 
uns in die Augen schauen
und erkennen.

Wir sind.

Donnerstag, 10. September 2015

Die Frage

Die Nacht verschluckt den letzten Schimmer ihres roten Kleides, beschwingt durchquert S den Park. Die letzten Kinderstimmen sind seit Stunden verhallt und eine gewisse Kälte schleicht sich ein. S zieht nervös ihren Lippenstift nach und wartet ungeduldig. Sie wippt von einem auf den anderen Fuß und führt so einen fast komischen Tanz auf. 

Sie streicht sich eine Strähne zurück, atmet durch und läuft ein paar Schritte auf das Gebüsch zu, das die Blicke der Straße von ihrem Purpur ablenkt. Inmitten von kleinen Zweigen blickt sie auf etwas Kleines, Weißes. Eine ganze Weile schweigt sie. So als würde IHRE Anwesenheit keine größere Rolle spielen. Auf dem Blatt befindet sie sich. Leise schlummernd. 

S gibt widerwillig zu, dass sie IHRE Nähe braucht, sie aufsaugt wie ein Schwamm Wasser. Am liebsten würde sie sie anfassen, den Kokon aufbrechen und sehen, was sich darin befindet. Sie ist schon so oft an ihr vorbei gelaufen und hat sie doch erst erblickt, als sie sich nach einem ruhigen Plätzchen zum Verschnaufen umgeschaut hat. Unauffällig und doch voller Schönheit hängt sie nun am seidenen Faden und bewegt sich nicht. 

S zieht ihren roten Mantel enger und verschränkt die Arme. Es ist Jahre her, seit sie das erste Mal friedlich mit sich selbst gewesen ist. Doch das Schicksal hat sich irgendwie verstrickt und verwoben und lässt sie nicht los. Von dieser komischen Raupe, wovon sie nicht einmal wusste, ob tatsächlich eine darin war. Was wäre, wenn es nur eine leere Hülle war? Wenn sich in ihr nichts als Luft befände? S läuft vor und zurück, gestikuliert, bleibt stehen, dreht sich wieder um und es scheint als würde der Kokon sich etwas im Winde bewegen. 

Der letzte Windhauch eines Gefühls.

S umklammert ihn fest. Es ist doch Jahre her, Jahre seitdem sie sich so allein gefühlt hat. Und wieso eigentlich? „Wieso laufe ich blindlings umher, in einem Park, dazu nachts, alleine?“ brütet S vor sich hin. Bockig blickt sie immer wieder auf den Kokon, der keinerlei Anstalten macht ihr zu antworten, geschweige denn sich großartig für sie zu interessieren. 

Irgendwo fährt ein Auto geräuschvoll durch eine Pfütze. Letzte Woche hatte S ihren Mantel reinigen müssen, weil sie zu nah am Wasser stand. Irgendwer platzt doch immer im falschen Moment herein und das Rot war wohl anziehend gewesen. 

Es ist wie bei einer Modenschau, nicht wahr? Als ob das eine Rolle spielen würde. Zuckerwatten-Duft macht sich breit und der Kokon wackelt minimal. S hat das Gefühl sie hat keine Beschäftigung und auch irgendwie keine Motivation. Die kriecht seit Wochen von Bett zur Couch und wieder zurück. Doch SIE, da drin, sie hat es wohlig warm. Als ob die Zeit das Rätsel lösen und die Lösung ihr dann Ruhe verschaffen würde. 

In der linken Manteltasche fühlt S, fühlt etwas Seltsames. Hatte der Kokon ihr gerade zugeblinzelt? Gesponnen war die ganze Situation und vor anderen wäre sie wahrscheinlich vor Scham im Boden versunken, wenn sie zugegeben hätte, dass sie alleine aufgrund eines Gefühls nachts im Park… 

Halt. 

Die Antwort.

Sie ist weder im Kokon, noch in ihrem Apartment zu finden, noch im Park. Sie kramt weiter in ihrer linken Manteltasche. Schwer. Schwer zu finden. Die Antwort.

Ob sich der Kokon wohl Gedanken darüber macht? Dass er eventuell möglicherweise und vielleicht doch nicht morgen schlüpfen könnte? Ach, als ob SIE da drin irgendwas von der Welt mitbekommen würde, so friedlich und sanft wie SIE da am seidenen Faden hängt. 

Die Antwort.

„Ja, die Antwort“ erwidert S genervt, immer noch in ihrer Manteltasche kramend. Da ist nur ein Kassenzettel, von der Reinigung des Mantels und ihr Haustürschlüssel, der ganz schön klappert. Vielleicht sollte sie die Schlüssel mal sortieren und einige davon an einen extra Anhänger hängen. Sie etwas aufhübschen. 

Irgendwer klimpert in die Tasten eines Klaviers. Die Nacht verschluckt den Klang und S streift kurz der Gedanke. Ist es denn tatsächlich möglich? Dass die Antwort gar nicht im Gehen liegt, nicht im Wandern von Ort zu Ort. Dass der Park nur der Fluchtort ist, den sie nach lauter Ausflüchten, wieso sie es nicht wagen sollte, aufgesucht hat. 

Die Manteltasche. Darin verborgen. Irgendwas berührt ihre Hand, bewegt sich langsam, fast ohne den Taschenboden zu berühren. Und doch ist da etwas. S hebt vorsichtig ihre Hand heraus, öffnet sie langsam und eine kleine unscheinbare Raupe blickt sie an. 

Die Straßenlaternen leuchten den Weg zum Morgen.

Montag, 7. September 2015

Kostüm

Ich schmiere mir ein Lächeln ins Gesicht, 
Jedes Mal, wenn ich mich verabschiede. 
Ich kleckere nicht, 
ich ziehe nur Streifen durch den Dreck,
male Herzen in Ruß und Asche,
verblasse. 

Schutzlos. 


Ich öffne den Mund und schließe ihn 

wieder. 
Frösteln entlang meines Rückens, 
Rückgrat, Grat überbrücken,
ausbalancieren.

Sich anschauen. 

Die Tiefe verwischen, 
das Bild verwischen, 
sich ein Lächeln ins Gesicht
schmieren. 
Den Arm um sich legen,
sich umarmen. 

Nur Geschmiere,

um die Augen, um den Mund.

Reizüberflutung.


zuviel Nähe,

zuviel Stille,
zuviel ich. 

Streifen.

Sich selbst,
entlang des Lächelns,
unkenntlich verschmieren, 
das Andersgefühl wegwischen, 
Ein Hauch von Unsicherheit, 
küsst die Atmung.

Ungleichgewicht.

Jetzt.
Hier. 

Kippen. Kippen

bis zum Umfallen.

Wohin?
Wohin?
Wenn nicht zum Rande

der Verzweiflung?

Sonntag, 6. September 2015

/Kolumne/ Seitengeraschel & Literaturperlen


Heute möchte ich euch einen kleinen Einblick in meine Büchersammlung bieten.  
Wie einige von Euch bereits wissen, studiere ich drei Sprachen, daher besitze ich unglaublich viele Bücher und kann mich nur schwer von meinen Schätzen trennen. Im Laufe der Jahre tummeln sich bei mir mittlerweile an die 500 Bücher, die allen möglichen Genres zuzuordnen sind. Man findet von Kafka, Shakespeare über Stephen King hin zu Barbara Kingsolver so ziemlich alles in meinem Regal. Letztens habe ich meinen Literaturperlen sogar einen Text gewidmet, den findet ihr hier. 
Ich möchte mit Euch gerne meinen Leidenschaft teilen und euch nun alle paar Wochen einen kleinen Einblick in meine Lieblingsbücher geben, euch teilhaben lassen an einer wundervollen Welt voller Seitengeraschel und Literaturperlen.


Die neueste Anschaffung ist ein zweibändiges Werk vom Johann Peter Eckermann, Gespräche mit Goethe, aus dem Jahre 1908. Ich stöbere unglaublich gerne in alten Antiquariaten, durchwühle Schallplatten und halte voller Ehrfurcht Bücher in den Händen. Fotografie ist ebenfalls eine wunderbare Art von Kunst, man hält einen Augenblick fest. Einen kurzen Moment. Und wenn man alte Fotos aus dem 20. Jahrhundert betrachtet, sieht man wie sich die Welt wandelt. Literatur hat denselben Einfluss, man nimmt jemanden mit auf eine Reise in eine andere Art von Realität.



Mein momentanes Lieblingsbuch heißt "Hausbuch der deutschen Lyrik" von Ferdinand Avenarius (1904) , in dem sich unglaublich viele tolle Gedichte und Balladen finden lassen. Es ist nicht nur das Gefühl einen Gegenstand in den Händen zu halten, der mehr erlebt hat und so lange Zeit "unterwegs" war, sondern auch die Ehrfurcht und den demütigen Moment, dass wir Menschen nur eine kurze Zeit auf der Erde weilen. Dass uns Geschichten und Realitäten überleben und von Generation zu Generation weitergeleitet werden, dass sie nicht vergänglich sind. 

Mein momentanes (ich sage vorsichtig "momentan", weil jeder Literaturbegeisterte weiß, wie schwer es ist, sich auf einen bestimmten Text zu beschränken) Lieblingsgedicht ist aus eben dieser Ausgabe. 

An den Mond

Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz; 
Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh- und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud' und Schmerz
In der Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd' ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuß
Und die Treue so.
Ich besaß es doch einmal,
was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!
Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!
Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.
Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt, 
Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.
/ Goethe.