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Sonntag, 20. Dezember 2015

Besinnlich.

Der Duft eines Jahres voller Erinnerungen hängt in der Luft,
Erwartungsvolles Raunen
in den Reihen.

Weihnacht.
Du Zeit der Liebe, des Gelächter, des Gemeinsamen.

Alljährlich.
Erleuchtete Straßen voller bunter Lichter,
Glockengeläut aus jedem Winkel der Stadt,
Getümmel auf dem Markt,
Ein Staunen.

Weihnacht.
Voller Behagen in der Kälte.
Die Handschuhe aneinander reiben,
eine heiße Tasse in der Hand.

Gedanken fließen lassen,
im Kerzenschein verliert sich der Alltag
und entflammt zu ruhigem Gemüt.

Weihnacht.


Du schöne, großartige Zeit.

Sonntag, 13. Dezember 2015

Liebe ?!

Ein zartes Band knüpft sich an mein Herz,
streichelt es,
Ich bin nur ein Träumer
in einer Welt, die nicht das ist, was ich
erwarte.

Wo sind die großen Gefühle,
die auf großen Leinwänden 
gepriesen werden und in der
Realität verpuffen, verschwinden, 
verraten durch die Angst?


Eine beliebige Bar.
Jeder beschäftigt mit dem Grund
des Glases, schimmernde
Lichter lenken die Gedanken
nur auf sich selbst. 

Irgendwo flimmert ein Bild
von dir und mir -
über den Bildschirm -
verschwindet. 

Das ist das Leben, 
rastlos,
auf der Suche nach Hause. 

Die Bahn.

Jeder starrt konzentriert
gradeaus, keiner nimmt
mehr wahr, die Wahrheit
nimmt einem jeden Traum.

Wo ist die Liebe hin?

Sie sagen Zeit heilt alles,
doch ich verändere
mich nur zu
hartem Stein, 
steinige die Härte in
mir zu mächtigen Mauern. 

Das Band zieht sich enger 
um meine Brust, 
erdrückt mich, 
hält mich gefangen. 
Gefangen im inneren Turm
des Gefängnisses. 

Gefangen sind wir,
im neuen Jahrhundert,
in dem sich die Jahre zu
hundert mehren und keiner
mehr den anderen will.

Es ist kein Geheimnis,
dass die Starken sich in Momenten
der Schwäche verlieren, 
Das vertraute Gefühl 
sagt „Hallo mein Freund“
…und zieht sich durch 

mein Herz. 

Sonntag, 15. November 2015

Lebenshauch

Bei Null anfangen,
etwas draus machen,
aus dem Nichts. 

Ins Blaue springen, 
zu zweit zu weit gehen,
einen Schritt den anderen
voraus. 

Hauche deinem Leben Liebe zu.

Fallen lassen,
in einer Welt, in der vor lauter
Regeln 
wenig Spielraum
-
spielt das eine Rolle?

Du hast dich.


Selbst.

Kauf dir ein Haus, hause bei
anderen im majestätischen Madagaskar,
färbe dir die Haare mit den Momenten
des Lebens, 
schmücke dein Haupt mit Erfahrung,
male dir deine Erinnerungen auf jeden
Zentimeter Haut.

Gefühl.

Gefühlte Ewigkeit.

Du und die Welt. 
und doch nur ein kostbarer Moment.

Ja was ist denn eigentlich Glück?

Mach ein Lagerfeuer, lager dein Feuer
inmitten einer Einöde, rede Worte in
fremden Sprachen, lass dich von der
Fremde zu dir treiben.

Tauche deine Vorurteile
ins Meer, lass die Wellen sie ins
Nirgendwo spülen. 
Versuch nicht den Ernst an dir
haften zu lassen, geh mit Humor
ins Leben und lebe die tragische
Komödie.

Warte nicht.

Stehe nicht am Wegesrand,
während die Geschwindigkeit dir
Möglichkeiten raubt,
stell dich nicht hinten an,
sondern sei vorne an der Bühne
und tanze auf die Musik deines
Lebens.

Bleib stehen.
Entspanne. 
Höre zu. 
Sei,
Einfach. 

Da.

S C H W A R Z - Z R A W H C S

Tiefschwarz. 
Zieht die Nacht vorbei.
Entzieht dem Tag die Geschwindigkeit.
Ruhe kehrt ein.

Ich möchte im offenen Wind meine
Freiheit und meineArme ausbreiten, in dich hinein tauchen,
mich vollends in der Nacht treiben lassen.

Lichter spiegeln sich auf den Straßen,
tanzen auf den nassen Asphalten
des Lebens. 

Tiefschwarz
verschlingt die Nacht ihre Feinde, 
verschluckt Reste von Zweifeln. 

Keine Menschenseele. 
Hier ist die Nacht. 
Plötzlich voller Schwärze, 
Tiefe der Gedanken spiegelt
sich in ihr.

Umgibt den Geist,
neue Gefühle, 
neue Aufbrüche.

Die Nacht entzweit.
Sie trennt Klarheit von Nebel,
hell und dunkel malt sie sich
in die Köpfe,
zeichnet Schatten von Menschen
und Umrisse von Leben.

Tiefschwarz. 
Zieht die Nacht vorbei.
Entzieht dem Tag die Geschwindigkeit.

Ruhe kehrt ein.

Geliebte Nacht, 
wärst du mein,
meine schwarze Lilie,
dann würde mich eine Ruhe befallen,
eine Stille,
die nur du mir geben kannst. 

Sag mir,
wieso verschwindest du
mitsamt dem Gefühl
und färbst alle Farben schwarz,
sodass von dir selbst
nur ein wenig grauer Morgentau

übrig bleibt?

Sonntag, 18. Oktober 2015

Ausweg

Auf und zu.
Auf und zu.

Stillstand.

Das Holz riecht
nach vergangenen
Jahrzehnten. 

Einladend.
Oder ausladend. 

Stille.
Steht. 
Sanft.

Ein leichtes Schwingen,
nach innen -

ein Horchen.

Ist sie schon zugefallen?

Möglicherweise
ist ein Spalt
von ihr
noch
o f f e n.

Knarrend.
Schlägt sie. 
auf.
und ächzt.

Der Schlüssel mahlt
im Schloss, 
knirscht
seine Zahnräder
hin und her. 
Redet ...
und ich lausche.

Ein leichtes Schwingen,
nach außen,
ein Horchen. 
Ist sie wieder aufgestoßen?

Auf und zu.
Auf und zu.

Wortlos blickt sie mich an. 
Schweigend. 
Ihr Schloss spöttisch nach unten
verzogen. 

Fast so, 
als wüsste sie,
dass ein Durchlaufen,
nur vor einer -
ihrer ähnlich -

endet.

Sonntag, 11. Oktober 2015

Gegenstück

Mit dem Kopf durch die Wand,
die Locken ungebändigt wie brausende
Wellen, die aufbrechen. 

Die Augen stechend, 
rebellisch,
herausfordernd, 
so grün,
wie Raubkatzen lauernd, 
fixierend. 

Die Rastlosigkeit durchdringt
jede Faser des Körpers,
pulsiert, angespannt,
zum Angriff bereit.

Wurzeln wuchern in ihrer Wildnis, 
kreuz und quer
nach keiner Regel
nach keinem Gesetz.

Endlose Prärie,
man verliert sich, 
kommt nicht an gegen
den Sandsturm,
der einem entgegen schlägt.

Furchtlos wie ein Pirat auf
See, stellt sie sich entgegen,
entgegnet dir Widersprüche
und lacht.
Lacht in tausend schönen Tönen,
ein Lachen voller Ehrlichkeit.

Das Herz auf der Zunge tragend,
ungestüm, lebendig,
Wörter ausspucken bevor der
Gedanke den Augenblick erreicht,
und dann wieder zärtliche Sätze,
die die Seele streicheln. 

Ein Vulkan, 
eine Explosion voller kleiner Wunder,
die einen staunen lassen, 
ein Orkan, der dich voller
Wucht in ihr Gefühl wirft,

der plötzlich aufkommt und mit einem Mal
in ihrem Abgrund verschwindet.

Die Augen stechend, 
rebellisch,
herausfordernd, 
so grün,
wie Raubkatzen lauernd, 
fixierend. 

Freiheitsgefühl und gefangene Wildnis,
ihre Augen so glühend,
es spiegeln sich die Feuer der Jahrtausende darin. 

Eigenartig
und manchmal auf eine Art eigen,
stolz das Kinn reckend
und das Schicksal herausfordernd.

Sie.

Vereinigt Feuer und Wasser in sich.
Trägt ein Ungleichgewicht,
waghalsig, 
wagen das Gewicht zu verlagern
und das Anderssein zu betonen.

Umarmt jede Faser ihres Seins,
ist sie selbst in allen scharfen Facetten 
und dann wieder so unscharf 
wie ein flüchtiger Moment. 

Auffallen,
pulsierend, 
stolz,
aber auch leise,
ungestüm.

Wenn das Wasser und die Ruhe über ihr loderndes Wesen streifen, dann spürt sie,
dass sie sich treiben lassen kann,
dass ihre Wildnis erlischt,
ihr Feuer nicht verbrennt,

sondern ganz klein und bedacht,
einfach nur ist. 

Samstag, 26. September 2015

Lebensbande


Das Licht der Freundschaft,
malt zarte Regenbogen
durch die graue Zeit. 
Es fließt durch Raum und Zeit,
kennt kein Hindernis. 

Zufluchtsort. 
Geborgenheit. 
Zuhause,
so fühlt es sich an. 
Nach Vertrauen, 
denn zwischen den verschlüsselten
Zeilen, steht das Geheimnis,
was wir hüten. 

Freundschaft.

Ohne dich kein wir. 
Halt der Welt,
Zusammenhalt.
Das Licht der Freundschaft,
es durchbricht die grauesten
Momente. 

Unser Lachen hallt in meinem
Herz und das Echo setzt
sich in meine Seele, 
dort wo die zweite Hälfte fehlt. 

Du und ich.
Wir sind. 
Unbeschreiblich.

Das Licht der Freundschaft,
malt zarte Regenbogen
durch die graue Zeit. 
Es fließt durch Raum und Zeit,
kennt kein Hindernis.

Komm, wir wollen uns verneigen
an diesem uns so sehr vertrauten Ort,
wollen uns voreinander verneigen, 
uns in die Augen schauen
und erkennen.

Wir sind.

Donnerstag, 10. September 2015

Die Frage

Die Nacht verschluckt den letzten Schimmer ihres roten Kleides, beschwingt durchquert S den Park. Die letzten Kinderstimmen sind seit Stunden verhallt und eine gewisse Kälte schleicht sich ein. S zieht nervös ihren Lippenstift nach und wartet ungeduldig. Sie wippt von einem auf den anderen Fuß und führt so einen fast komischen Tanz auf. 

Sie streicht sich eine Strähne zurück, atmet durch und läuft ein paar Schritte auf das Gebüsch zu, das die Blicke der Straße von ihrem Purpur ablenkt. Inmitten von kleinen Zweigen blickt sie auf etwas Kleines, Weißes. Eine ganze Weile schweigt sie. So als würde IHRE Anwesenheit keine größere Rolle spielen. Auf dem Blatt befindet sie sich. Leise schlummernd. 

S gibt widerwillig zu, dass sie IHRE Nähe braucht, sie aufsaugt wie ein Schwamm Wasser. Am liebsten würde sie sie anfassen, den Kokon aufbrechen und sehen, was sich darin befindet. Sie ist schon so oft an ihr vorbei gelaufen und hat sie doch erst erblickt, als sie sich nach einem ruhigen Plätzchen zum Verschnaufen umgeschaut hat. Unauffällig und doch voller Schönheit hängt sie nun am seidenen Faden und bewegt sich nicht. 

S zieht ihren roten Mantel enger und verschränkt die Arme. Es ist Jahre her, seit sie das erste Mal friedlich mit sich selbst gewesen ist. Doch das Schicksal hat sich irgendwie verstrickt und verwoben und lässt sie nicht los. Von dieser komischen Raupe, wovon sie nicht einmal wusste, ob tatsächlich eine darin war. Was wäre, wenn es nur eine leere Hülle war? Wenn sich in ihr nichts als Luft befände? S läuft vor und zurück, gestikuliert, bleibt stehen, dreht sich wieder um und es scheint als würde der Kokon sich etwas im Winde bewegen. 

Der letzte Windhauch eines Gefühls.

S umklammert ihn fest. Es ist doch Jahre her, Jahre seitdem sie sich so allein gefühlt hat. Und wieso eigentlich? „Wieso laufe ich blindlings umher, in einem Park, dazu nachts, alleine?“ brütet S vor sich hin. Bockig blickt sie immer wieder auf den Kokon, der keinerlei Anstalten macht ihr zu antworten, geschweige denn sich großartig für sie zu interessieren. 

Irgendwo fährt ein Auto geräuschvoll durch eine Pfütze. Letzte Woche hatte S ihren Mantel reinigen müssen, weil sie zu nah am Wasser stand. Irgendwer platzt doch immer im falschen Moment herein und das Rot war wohl anziehend gewesen. 

Es ist wie bei einer Modenschau, nicht wahr? Als ob das eine Rolle spielen würde. Zuckerwatten-Duft macht sich breit und der Kokon wackelt minimal. S hat das Gefühl sie hat keine Beschäftigung und auch irgendwie keine Motivation. Die kriecht seit Wochen von Bett zur Couch und wieder zurück. Doch SIE, da drin, sie hat es wohlig warm. Als ob die Zeit das Rätsel lösen und die Lösung ihr dann Ruhe verschaffen würde. 

In der linken Manteltasche fühlt S, fühlt etwas Seltsames. Hatte der Kokon ihr gerade zugeblinzelt? Gesponnen war die ganze Situation und vor anderen wäre sie wahrscheinlich vor Scham im Boden versunken, wenn sie zugegeben hätte, dass sie alleine aufgrund eines Gefühls nachts im Park… 

Halt. 

Die Antwort.

Sie ist weder im Kokon, noch in ihrem Apartment zu finden, noch im Park. Sie kramt weiter in ihrer linken Manteltasche. Schwer. Schwer zu finden. Die Antwort.

Ob sich der Kokon wohl Gedanken darüber macht? Dass er eventuell möglicherweise und vielleicht doch nicht morgen schlüpfen könnte? Ach, als ob SIE da drin irgendwas von der Welt mitbekommen würde, so friedlich und sanft wie SIE da am seidenen Faden hängt. 

Die Antwort.

„Ja, die Antwort“ erwidert S genervt, immer noch in ihrer Manteltasche kramend. Da ist nur ein Kassenzettel, von der Reinigung des Mantels und ihr Haustürschlüssel, der ganz schön klappert. Vielleicht sollte sie die Schlüssel mal sortieren und einige davon an einen extra Anhänger hängen. Sie etwas aufhübschen. 

Irgendwer klimpert in die Tasten eines Klaviers. Die Nacht verschluckt den Klang und S streift kurz der Gedanke. Ist es denn tatsächlich möglich? Dass die Antwort gar nicht im Gehen liegt, nicht im Wandern von Ort zu Ort. Dass der Park nur der Fluchtort ist, den sie nach lauter Ausflüchten, wieso sie es nicht wagen sollte, aufgesucht hat. 

Die Manteltasche. Darin verborgen. Irgendwas berührt ihre Hand, bewegt sich langsam, fast ohne den Taschenboden zu berühren. Und doch ist da etwas. S hebt vorsichtig ihre Hand heraus, öffnet sie langsam und eine kleine unscheinbare Raupe blickt sie an. 

Die Straßenlaternen leuchten den Weg zum Morgen.

Montag, 7. September 2015

Kostüm

Ich schmiere mir ein Lächeln ins Gesicht, 
Jedes Mal, wenn ich mich verabschiede. 
Ich kleckere nicht, 
ich ziehe nur Streifen durch den Dreck,
male Herzen in Ruß und Asche,
verblasse. 

Schutzlos. 


Ich öffne den Mund und schließe ihn 

wieder. 
Frösteln entlang meines Rückens, 
Rückgrat, Grat überbrücken,
ausbalancieren.

Sich anschauen. 

Die Tiefe verwischen, 
das Bild verwischen, 
sich ein Lächeln ins Gesicht
schmieren. 
Den Arm um sich legen,
sich umarmen. 

Nur Geschmiere,

um die Augen, um den Mund.

Reizüberflutung.


zuviel Nähe,

zuviel Stille,
zuviel ich. 

Streifen.

Sich selbst,
entlang des Lächelns,
unkenntlich verschmieren, 
das Andersgefühl wegwischen, 
Ein Hauch von Unsicherheit, 
küsst die Atmung.

Ungleichgewicht.

Jetzt.
Hier. 

Kippen. Kippen

bis zum Umfallen.

Wohin?
Wohin?
Wenn nicht zum Rande

der Verzweiflung?

Sonntag, 6. September 2015

/Kolumne/ Seitengeraschel & Literaturperlen


Heute möchte ich euch einen kleinen Einblick in meine Büchersammlung bieten.  
Wie einige von Euch bereits wissen, studiere ich drei Sprachen, daher besitze ich unglaublich viele Bücher und kann mich nur schwer von meinen Schätzen trennen. Im Laufe der Jahre tummeln sich bei mir mittlerweile an die 500 Bücher, die allen möglichen Genres zuzuordnen sind. Man findet von Kafka, Shakespeare über Stephen King hin zu Barbara Kingsolver so ziemlich alles in meinem Regal. Letztens habe ich meinen Literaturperlen sogar einen Text gewidmet, den findet ihr hier. 
Ich möchte mit Euch gerne meinen Leidenschaft teilen und euch nun alle paar Wochen einen kleinen Einblick in meine Lieblingsbücher geben, euch teilhaben lassen an einer wundervollen Welt voller Seitengeraschel und Literaturperlen.


Die neueste Anschaffung ist ein zweibändiges Werk vom Johann Peter Eckermann, Gespräche mit Goethe, aus dem Jahre 1908. Ich stöbere unglaublich gerne in alten Antiquariaten, durchwühle Schallplatten und halte voller Ehrfurcht Bücher in den Händen. Fotografie ist ebenfalls eine wunderbare Art von Kunst, man hält einen Augenblick fest. Einen kurzen Moment. Und wenn man alte Fotos aus dem 20. Jahrhundert betrachtet, sieht man wie sich die Welt wandelt. Literatur hat denselben Einfluss, man nimmt jemanden mit auf eine Reise in eine andere Art von Realität.



Mein momentanes Lieblingsbuch heißt "Hausbuch der deutschen Lyrik" von Ferdinand Avenarius (1904) , in dem sich unglaublich viele tolle Gedichte und Balladen finden lassen. Es ist nicht nur das Gefühl einen Gegenstand in den Händen zu halten, der mehr erlebt hat und so lange Zeit "unterwegs" war, sondern auch die Ehrfurcht und den demütigen Moment, dass wir Menschen nur eine kurze Zeit auf der Erde weilen. Dass uns Geschichten und Realitäten überleben und von Generation zu Generation weitergeleitet werden, dass sie nicht vergänglich sind. 

Mein momentanes (ich sage vorsichtig "momentan", weil jeder Literaturbegeisterte weiß, wie schwer es ist, sich auf einen bestimmten Text zu beschränken) Lieblingsgedicht ist aus eben dieser Ausgabe. 

An den Mond

Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz; 
Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh- und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud' und Schmerz
In der Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd' ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuß
Und die Treue so.
Ich besaß es doch einmal,
was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!
Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!
Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.
Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt, 
Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.
/ Goethe.  



Sonntag, 30. August 2015

Aus Liebe.

Die Dielen knarzen voller Ehrfurcht, 
überall hört man die Seiten rascheln, 
flüstern und tuscheln. 

Jedes einzelne von ihnen ein Schatz
aus längst vergessenen Zeiten.

Vergilbte Seiten, 
die durch viele Hände gegangen,
vergilbte Wörter,
die schon oft ausgesprochen wurden.
Erzählungen voller Geheimnisse.

Und vorne.
Widmungen. 
von 1903. 
An Sofie. 

Erinnerungen. 

Wahllos eine Seite aufgeschlagen, 
ein Kapitel. 
Die Geschichte voller Geschichte. 

Vergilbte Seiten, 
die durch viele Hände gegangen,
vergilbte Wörter,
die schon oft ausgesprochen.

Das Buch.
Es riecht nach Geschichten, die das
Leben schreibt, die die Füllfeder 
nicht füllen kann. 

Es nimmt einen mit,
auf eine Reise.

Wir verweilen kurz,
der Blick schweift über den 
Einband. 

Bei welcher Gelegenheit
man ihn wohl betrachtet hat?
wann ihn zuletzt einer mit 
der Handfläche gestreift
und liebevoll ins
Regal gestellt...

Zeilen überfliegen, Flug
ins Jahrhundert. 
Buchstaben
tanzen und träumen. 

Erinnerungen.
An Vergangenes. 
Es ist fast so, als ob die Bücher
staunen, dass noch jemand,
wenn auch nur kurz,
einen Blick
in sie hinein wirft.

Sofie.
1903. 


Lebendig im Augenblick.

Montag, 24. August 2015

Sekundengefühl

Vor fünf Minuten gekommen, 
doch gerade wieder am gehen.

Rechts.
Links.
Nein rechts.
Oder doch geradeaus?

Höher als die höchsten Dächer.
Das höchste aller Gefühle.
Fliegen, Kreise drehen und
die Welt vergessen.

Der Sommerregen prasselt und
spielt einen Trommelwirbel auf den Blättern.
Rhythmisch. Das Wasser hüpft und mein Herz mit.

Ja.
Nein.

Vielleicht?

Ja oder?

Wenn der Regen uns begegnet,
dann tanzen wir majestätisch den
Tropfen nach und singen voller
Lust die Melodie von Freiheit.

Wenn wir barfuß den Sommer spüren,
die Hitze auf unserer Haut,
in unseren Gedanken.

Loslassen.

Zuckerstaub liegt auf unserem Kopf,
Lachen durchdringt die Straßen,
auf denen wir spazieren.

Und da ist dein Mund
und verspricht all die schönen Dinge,
Sorgenfrei.
Keinen Tag bereuen,
keinen Tag verpassen.

Die Wolkendecke hüllt die Stadt
in ein graues Kleid,
doch dein Bogen im Regen,
der färbt ab.

Lichterketten in der Sommernacht,
Leuchtspur, die den Sommer macht.
Und du spielst mit meinem Haar
und ich mit meinen Gedanken.

Was wenn?
Ja… oder doch nur vielleicht?

Und der Dampf zieht auf und
hüllt uns in eine Decke voller Leben.

Man spürt es. 

Ein Blinzeln entfernt.

Der Sommer. 

An mich.

Ich schreibe,
um mich zu erinnern.
Weshalb schwarz für mich die neutralste
aller Farben ist.
Schreibe ich.
Schwarz auf weiß.

Ich nenne alle Buchstaben und Wörter,
zähle alles auf, die Reihenfolge verwischt.
Wo bin ich?

Ich schreibe an mich, zu mir, über mich.
Weil so vieles ungesagt in einem Strom
voller Gedanken untergeht.

Weil meine Gedanken voller Gefühle sind,
weil sie bedeutend sind.
Für mich.

Ich schreibe, um mich zu erinnern. 
Wo der Punkt war, an dem ich vergaß.
An dem ich mich zu dich geformt.

Und kurz vorm einschlafen fallen mir
die tausend Dinge ein.
Tausend Träume, die ich nicht ausspreche
und auch nicht schwarz auf weiß fasse.
Nicht fassen kann, was ich denke.

Ich möchte danach greifen, treu sein,
mir endlich sämtliche Wörter gönnen,
die ich nur denke. 

Und ich werfe den Kopf in den Nacken,
wie ich schon so manches ins Blaue
geworfen habe und blicke nach oben. 
Höre und staune. 

Mein Herz schlägt.
Ich atme. 
Die Welt dreht sich.

Wörter führen mich, 
nehmen mich an der Hand,
zeigen mit eckigen und kantigen
Buchstaben die Richtung.

Ich schreibe schnell und ohne viel zu denken,
leise und laut hämmern die Tasten,
fast als würde ich ein Klavierstück schreiben,
nur verklingt die Musik, sobald die Wörter
das Papier bedecken.

Das Stück auf der Bühne geschieht nur, 

sobald der Klang den Raum betritt.